Rezension: „Tanz auf dem Vulkan“

Ohne den Untertitel „Eine Studie zum Milner-Barry-Gambit“ würde der Titel des vorliegenden Buches des kleinen Verlages kaum auf ein Schachbuch schließen lassen. Doch die Inhalte lassen keinen Zweifel und schließen vor allem ideal an das letzte Kapitel des „Alterman Gambit Guide / White Gambits“ an.

Das in 117 Partien vermittelte Material untergliedert sich neben einer kleinen Einführung in die folgenden Abschnitte:

  • Die Ablehnung des Gambits
  • Die Annahme des Gambits
  • Die Hauptvariante

Im Zweispaltendruck dargestellt, findet der Leser ein Partiensammelsurium vor, das durch alle Spielstärkestufen gleitet. Während Alterman der Ablehnung des Gambits keine Aufmerksamkeit schenkt, widmet Ripperger diesem 22 Seiten und zeigt einige (zweifelhafte) Nebenvarianten auf, die insbesondere auf Vereinsniveau durchaus anzutreffen sein könnten.

Im Kapitel der Annahme des Gambits konzentriert sich der Autor auf die Zugfolge 8… Sxd4 9. Sbd2 und belegt mit Partien deren Anwendung, bevor einige Partien sich der Annahme des zweiten Bauern e5 widmen: 8… Sxd4 9. Sxd4 Dxd4 10. Sc3 Dxe5 11. Te1 Dd6 12. Sb5 Db6. Ebenso wie im Alterman-Buch bricht hier die Analyse mit dem Kommentar, dass Schwarz bei korrektem Spiel Remis hält, ab. Beide Publikationen sehen keine Möglichkeit, dieser Variante auszuweichen, wenn Schwarz sich mit dem halben Punkt zufrieden gibt! Während Alterman dem Zug 10… Db6 keine weitere Aufmerksamkeit schenkt, attackiert Ripperger diesen Rückzug mit 11. a4 , kommt aber zu der Erkenntnis, dass er dies nicht als Widerlegung betrachtet, räumt dem Weißen aber aussichtsreiche praktische Chancen ein.

Beide Bücher widmen das Hauptaugenmerk auf den Zug 10… a6 , was bei Ripperger sogar als Hauptvariante deklariert wird. Während Ripperger mehr Partien benötigt, um zur optimalen weißen Zugfolge zu gelangen, konzentriert sich Alterman auf das Wesentliche. Beide Seiten gelangen zu dem Schluss, dass Weiß über gute praktische Möglichkeiten verfügt und sehen einem kompromisslosen Kampf um den vollen Punkt gegenüber.

Das Buch ist letztlich eine Zusammenstellung zum Milner-Barry-Gambit, die für den Leser aber auch das eigene Auseinandersetzen mit der Thematik fordert, aber keine der Farben favorisiert. Die kleinen Zwischen-Fazits nach einzelnen Varianten hätten durchaus etwas mehr optischer Hervorhebung erlaubt. Ein Eröffnungsbaum im Anhang wurde vermisst, um Partien zu Schlüsselstellungen schneller aufzufinden.

Frank Große, http://schachtraining.blog.de (Eintrag vom 21.05.2010)

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